Laut IG Metall wollte sich die Geschäftsleitung aber bislang nicht gegenüber den Mitarbeitern äußern. Rund 300 Beschäftigte wurden am Donnerstag auf dem Werksgelände vom Betriebsrat über die Zukunft des Standorts informiert. Von einer Verlagerung der Produktion in die USA wären am Standort Mannheim 470 Mitarbeiter betroffen. Die Stimmung in Mannheim ist daher gereizt. "Wir befürchten, dass man uns ausbluten lässt", sagte Alstom-Betriebsrat Dietmar Lang. Die Blockade soll solange aufrecht erhalten werden, bis die Mitarbeiter eine Antwort des französischen Konzerns auf die Frage bekommen, wie es mit dem Mannheimer Werk weitergeht. Die Mitarbeiter bangen, dass es geschlossen werden könnte.

Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte die Entscheidung der Führungsebene, Teile der Turbinenfertigung aus Kostengründen an Fremdfirmen zu vergeben. Um das zu verhindern, blockieren Alstom-Mitarbeiter nun den Lastwagen.

Nachfrage stark gesunken

Die Geschäftsleitung von Alstom räumte auf SWR-Anfrage gestern zwar ein, dass in einigen Bereichen die Nachfrage stark gesunken ist. Sie habe aber bereits im vergangenen November Sparmaßnahmen angekündigt. Diese würden jetzt mit dem französischen Betriebsrat verhandelt und erst dann öffentlich bekanntgegeben. Die Mitarbeiter befürchten, dass die Produktion aus Mannheim scheibchenweise in die USA verlagert wird. In Mannheim arbeiten knapp 500 der weltweit 93.000 Alstom-Beschäftigten.

Günstiger Dollar-Kurs ausschlaggebend?

Solche Gespräche gebe es bislang nicht, sagte IG-Metall-Sprecher Thomas Hahl. "Das ist ja genau der Vorwurf des Betriebsrates, dass die Unternehmensführung keine strategischen Ideen vorgelegt hat, wie es mit dem Mannheimer Standort weitergeht." Zurzeit sei das Werk nicht ausgelastet. "Wenn jetzt noch Produktionskapazitäten abwandern, spitzt sich die Lage weiter zu." Nach früherer Absprache zwischen Management und Betriebsrat wurde Mannheim als Produktionsort für Gasturbinen festgelegt. Mit der Verlagerung in die USA könnten bei dem günstigen Dollar-Kurs neue Fakten geschaffen werden. "Wir befürchten, dass Alstom Geschäftsanteile verkaufen will. Das wäre ein Tod auf Raten", sagte Hahl.

Erst im November vergangenen Jahres hatte der Konzern angekündigt, in Deutschland Hunderte Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Weltweit sollen rund 1.300 Arbeitsplätze gestrichen werden. In Baden-Württemberg ist Stuttgart betroffen, von wo aus der Konzern vor allem Kunden aus dem Bereich Dampferzeugung betreut.

Alstom kämpft mit Nachfragerückgang

Alstom hat ähnlich wie die Konkurrenten Siemens und ABB vor allem mit der Investitionsscheu von Kraftwerksbetreibern zu kämpfen. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2013/2014 (April bis September) verbuchte Alstom einen deutlichen Nachfragerückgang. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ging das Auftragsvolumen um 22 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro zurück. Der Nettogewinn sank bei einem Umsatz von 9,73 Milliarden Euro um 3 Prozent auf 375 Millionen Euro. Der Konzern beschäftigt in Deutschland rund 9.000 Mitarbeiter.