Arbeitsplätze: Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen für Standort Mannheim bis Ende 2014 / Ausweitung der Möglichkeiten zur Altersteilzeit

Applaus für Job-Garantie bei Alstom

Alstom - Tor 1
Im Mannheimer Werk von Alstom haben sich Management und Betriebsrat geeinigt.
BILD: RINDERSPACHER

Von unserem Redaktionsmitglied Michael Roth

Mannheim. Die Mitarbeiter des Mannheimer Alstom-Werks standen auf und klatschten - minutenlang, wie manche Teilnehmer berichten. Applaus ja, aber nicht lang anhaltend, erzählen andere. Einig waren sich dann alle, dass es auf jeden Fall viel ruhiger und versöhnlicher zuging als bei früheren Betriebsversammlungen.

Gestern Vormittag haben Management und Arbeitnehmervertreter bei besagter Betriebsversammlung ein ganzes Bündel von Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung am Standort vorgestellt, darunter der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2014. Hintergrund ist die schlechte Auftragslage. Zuletzt war der Auftragseingang im Bereich Kraftwerksneubau um mehr als 40 Prozent eingebrochen.

„Es ist ein Kompromiss, der akzeptabel ist und ich habe mich gefreut, dass das ohne größere Unruhe in der Belegschaft vonstatten ging”, sagte Thomas Fligge, Chef von Alstom Power Systems, dieser Zeitung. Allerdings gebe es auch Teile, mit denen er nicht hundertprozentig zufrieden sei. Betriebsratschef Udo Belz ist „größtenteils zufrieden”, wie er sagte. Was ihm missfällt, sind die 250 Arbeitsplätze, die am Mannheimer Standort letztlich wegfallen, wenngleich dies vollständig über Altersteilzeit ablaufe und einst die doppelte Zahl von Jobs abgebaut werden sollte. Mit bereits laufenden und jetzt vereinbarten Programmen werde die Belegschaft bis Ende 2014 noch zwischen 1800 und 1850 Mitarbeiter umfassen, so Fligge. Derzeit sei noch der Abbau von 100 Stellen ungelöst, das könne aber über erweiterte Altersteilzeit gelöst werden. Folgende Regelungen wurden getroffen:

Job-Garantie: Betriebsbedingte Kündigungen sind bis Ende 2014 ausgeschlossen. Die Regelung verlängert sich jeweils um ein Jahr, wenn sie weder vom Management noch vom Betriebsrat gekündigt wird. Eine Öffnungsklausel steht, anders als zuvor zu hören war, nicht im Vertrag. Auch ist die Garantie nicht an eine Personalanpassung gebunden.

Kurzarbeit: Nach zwei Jahren gesetzlicher Kurzarbeit folgen jetzt drei Monate Kurzarbeit gemäß Tarifvertrag. Dann soll es wieder eineinhalb Jahre Kurzarbeit für bestimmte Bereiche geben. Derzeit sind 350 Mitarbeiter davon betroffen, rund 300 (entspricht ungefähr 50 Prozent) in der Turbinenfabrik.

Altersteilzeit: Altersteilzeit wird auch für Mitarbeiter des Jahrgangs 1956 möglich. Bisher endete die Reglung für den Jahrgang 1955. In der Altersteilzeit kann die sogenannte Aktivphase von drei Jahren auf die Hälfte verkürzt werden. Für Rentenabzüge der Mitarbeiter in Altersteilzeit zahlt Alstom einen bestimmten Betrag auf ein Betriebsrentenkonto ein.

Ausbildung: Die Ausbildung am Standort wird fortgeführt. Laut Tarifvertrag werden Azubis nach ihrer Ausbildung ein Jahr lang übernommen. Bei Alstom werden künftig nach diesem Jahr zwei Drittel dieser Azubis weiter beschäftigt.

Innovation: Es wird ein Innovationsteam gebildet, um künftige Geschäftsfelder zu finden. Der Markt für Alstom (Kohlekraftwerke, Gaskraftwerke) leidet in Deutschland unter fehlenden politischen Entscheidungen und damit unsicheren Investitionsbedingungen nach dem Aus für die Kernenergie. Ein Thema für das neue Team könnten Blockheizkraftwerke sein. Mit diesen sind in der Region MWM (Maschinen-Werke Mannheim) und GE Jenbacher (Frankenthal) erfolgreich. Derzeit arbeiten Alstom-Ingenieure an Turbinen für Solarkraftwerke.

Die Produktion von Windenergieanlagen ist zurzeit kein Thema, der deutsche Markt gilt als hart umkämpft - mit sinkenden Margen.

Abzug aus Bammental

  • Alstom schließt seinen Standort in Bammental bei Heidelberg, wo Luftvorwärmer und Gas-Wärmetauscher fu?r Kraftwerke hergestellt werden.
  • Die rund 100 Mitarbeiter werden kurz vor Weihnachten an den Standort Mannheim umziehen. Ein Abbau von Arbeitsplätzen ist nicht vorgesehen.
  • In Bammental arbeiten die Beschäftigten in gemieteten Immobilien, in Mannheim hat Alstom genu?gend Platz fu?r die Bammentaler Bereiche.