Kraftwerksbau: Mannheimer Arbeitnehmervertreter fordern Beschäftigungsgarantie bis 2016

Gespräche über Zukunft von Alstom stocken

 

Mannheimer Mogern 18. 10. 2011
Am neuen Block des Großkraftwerks in Mannheim baut Alstom kräftig mit. Unter anderem werden Turbineneinheiten geliefert. BILD: PROSSWITZ

Von unserem Redaktionsmitglied Michael Roth

 

Mannheim. Beim Kraftwerksbauer Alstom kommen die Gespräche über eine Beschäftigungssicherung für die rund 2200 Mitarbeiter am Standort Mannheim offenbar nicht so voran wie geplant. Nächste Woche tagt der Konzernbetriebsrat, um weitere Schritte zu beraten. Knackpunkt ist derzeit die Frage der Beschäftigungssicherung. Die Konzernzentrale in Paris verweigert eine Zusage zur Beschäftigungssicherung, sagte Alstom-Betriebsratschef Udo Belz dieser Zeitung. Ein Alstom-Sprecher sagte nur, dass die Gespräche in Mannheim andauerten. Zu einem Zeitplan oder anderen Details machte er keine Angaben.

Am Alstom-Standort Salzgitter, hier werden Regionalzüge und Stadtbahnen gebaut, hatte der Konzern Anfang Juli mit den Arbeitnehmern einen Standortvertrag geschlossen, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende August 2016 ausschließt. „Dasselbe wollen wir auch”, forderte Belz für Mannheim.

Kurzarbeit in Turbinenfabrik

Er will über ein Gesamtpaket verhandeln. Wenn dieses aufgeschnürt werde, dann bestehe die Gefahr, dass verschiedene Komponenten gegeneinander aufgerechnet werden. Das wollten die Arbeitnehmervertreter auf keinen Fall. Derzeit laufen bereits Vereinbarungen zum Ausscheiden im Rahmen von Altersteilzeitprogrammen. Insgesamt sollen 480 Stellen wegfallen.

Hinzu kommt, dass in der Turbinenfertigung derzeit noch massiv kurzgearbeitet wird. Die Kapazitätsauslastung liegt bei ungefähr 50 Prozent. Hoffnungen setzen Arbeitnehmervertreter wie Belz auf das Jahr 2013. „Wenn dann der Markt wieder anzieht, werden wir auch wieder Auslastung haben.” Es fallen immerhin 20 Gigawatt an Stromproduktion durch die Stilllegung der Kernkraftwerke hierzulande weg, rechnet er vor. Hinzu komme, dass man für alternative Energien wie Wind und Solar Reserven benötige. Denn es gebe Tage, an denen kein Wind wehe und keine Sonne scheine, dann werden Kraftwerke gebraucht, die man schnell zuschalten könne. Gaskraftwerke erfüllten solche Bedingungen. „Wir werden Gaskraftwerke bauen müssen”, ist sich Belz sicher. Das wiederum bedeute Aufträge für das Mannheimer Werk.

Doch derzeit rechne sich der Bau von Gaskraftwerken nicht, weil die regenerativen Energien Vorrang bei der Einspeisung ins Stromnetz haben. Die Politik werde nicht umhin kommen, Regelungen finanzieller Art für das Vorhalten von Gaskraftwerks-Reserven zu finden. Wenn sich die Anlagen dann rechnen, werden sie auch wieder gebaut, so Belz.

Im Wettbewerb mit den Erzrivalen, Siemens aus Deutschland und General Electric aus den Vereinigten Staaten, steht Alstom nach Ansicht von Experten derzeit nicht allzu gut da. Die Fabrik von Siemens, in der Turbinen für Gaskraftwerke gebaut werden, ist dem Vernehmen nach gut ausgelastet.

General Electric investiert in Europa. Zuletzt gab der Konzern bekannt, dass ein neuartiges Gas- und Dampfturbinenkraftwerk entwickelt wurde, das dank zusätzlicher Abwärmenutzung und integrierter Solartechnik einen höheren Wirkungsgrad erzielt.

Wende könnte bevorstehen

  • Die Finanzanalysten der Deutschen Bank rechnen damit, dass die Halbjahreszahlen, die Alstom am 3. November bekanntgibt, den „Tiefpunkt der Umsatz- und Margenentwicklung” markieren du?rften. Das geht aus einer Studie hervor, die letzte Woche veröffentlicht wurde.
  • Der französische Energie- und Transporttechnik-Konzern du?rfte im Halbjahr Erlöse von 9,4 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn von 613 Millionen Euro erzielt haben.
  • Mögliche regulatorische Änderungen in Europa und den Vereinigten Staaten du?rften von 2013 und 2014 an die Auftragsentwicklung  unterstu?tzen, schreiben die Experten der Bank weiter.