vom 31. 01. 2006

KOMMENTAR

Nur eine Galgenfrist?

Von Michael Wendel
Noch ist es nur ein Rahmenkonzept, noch sind es nur Eckpunkte, auf die sich Arbeitnehmervertreter und Geschäftsleitung bei Alstom in Mannheim nach harten Verhandlungen geeinigt haben. Wie tragfähig und belastbar der neuerliche Standortsicherungsvertrag sein wird, um dessen Formulierungen die Kontrahenten in den nächsten Wochen ringen, wird sich zeigen, wenn gegen Ende des Jahrzehnts das nächste Auftragsloch droht. Die jüngere Geschichte des Kraftwerksbaus in Mannheim macht da nicht viel Mut. Sie liest sich als ein permanenter, von heftigen Arbeitskämpfen begleiteter Schrumpfungsprozess. Stück für Stück wurde aus dem Standort herausgebrochen, erst unter der Ägide von BBC, dann von ABB und jetzt von Alstom. Auch der neue Standortsicherungsvertrag hat seinen Preis: Die Generatorfertigung wird eingestellt. Weil sie nicht wettbewerbsfähig ist, so die wenig überraschende Begründung des Alstom-Managements.

Was kommt nach 2010, wenn die Arbeitsplatzgarantie ausläuft? Sind die Jahre bis dahin nur eine Galgenfrist? Die blumigsten Bekenntnisse aus Paris zum Standort Mannheim lassen nicht vergessen, dass die Alstom-Führung schon einmal über das komplette Aus nachgedacht hat. Wie ernsthaft es den Konzernstrategen in Frankreich mit der Zukunftsfähigkeit Mannheims ist, wird sich auch daran ablesen lassen, wie intensiv sie sich dem lukrativen Geschäft mit Geo- und Solarthermie zuwenden.

Im nächsten Auftragsloch wird sich zeigen, wie ernst es Alstom ist mit der Standortsicherung in Mannheim.