Alstom schließt, streicht und sichert ab

Von unserem Redaktionsmitglied Ruth Weinkopf – Mannheimer Morgen

Mannheim verliert den Generatorenbau und 170 Stellen, wird aber Kompetenzzentrum

Mannheim. Jetzt ist es amtlich: Ende 2007 wird Alstom seine Generatorenfertigung in Mannheim Käfertal schließen. Betroffen von diesem Schritt sind rund 90 Mitarbeiter, denen allerdings bis Ende 2010 nicht gekündigt werden kann. Gemäß der Einigung zwischen Management und Betriebsrat über die Zukunft des Werkes Mannheim konnten zwar nicht alle 1357 Arbeitsplätze der Alstom Power Generation AG gesichert werden, doch der Betriebsrat hat in den 13 Verhandlungsrunden eines erreicht: Die Betroffenen sind drei Jahre länger finanziell abgesichert als ihre Stellen existieren.

Nachdem sich Management und Betriebsrat vor genau einer Woche grundsätzlich über die Zukunftschancen des Werkes Mannheim geeinigt hatten, informierte der Betriebsrat die Belegschaft gestern in einer Betriebsversammlung über die Details des Kompromisses. Neben positiven Aspekten wie der Tatsache, dass das Werk europäisches Kompetenzzentrum für Dampfturbinen wird und in diesem Geschäftsbereich künftig auch Entwicklung und Vertrieb leitet, müssen die Arbeitnehmervertreter allerdings auch eine dicke Kröte schlucken: Die Generatorenfertigung wird Ende 2007 geschlossen, die Alstom Power Generation verliert weitere 170 Arbeitsplätze.

Der Konzern verpflichtet sich allerdings, bis Ende 2010 keinen Mitarbeiter zu entlassen. Die Franzosen wollen in Firmen, an denen sich Alstom mit maximal 33 Prozent beteiligen wird, 100 bis 150 neue Arbeitsplätze schaffen - entweder auf dem Betriebsgelände im Stadtteil Käfertal oder im Großraum Mannheim. Die Frage, wen Alstom als Job-Partner gewinnen will, lässt Gérard Brunel, Vorstandsvorsitzender der Alstom Power AG, allerdings offen. Sollten diese Unternehmen nicht erfolgreich arbeiten, haben die Alstom-Werker bis 2010 eine „Rückfahrkarte” in den Konzern.

Allen guten Nachrichten für Mannheim zum Trotz - auf der Betriebsversammlung schwankt die Stimmung der Alstom-Werker zwischen Trauer und Wut. Jürgen Brosche bringt es auf den Punkt: „Lasst euch nicht täuschen, der Kampf um die Arbeitsplätze ist noch nicht ausgestanden”, sagt der Mitarbeiter des Generatorenbaus mit Tränen in den Augen. „Was wird nach 2010 geopfert?”, fragt Brosche in die Versammlung, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. Auch Udo Belz liegt das Aus für die Produktion „quer im Magen”. Der Betriebsratsvorsitzende, der die reinen Fakten des Kompromisses noch emotionslos kommuniziert hatte, wurde später laut und deutlich: „Ich halte es nach wie vor für falsch, dass der Vorstand die beste Generatorenfertigung im gesamten Konzern schließt”, schrieb Belz dem Management ins Stammbuch. Sein Kollege Wolfgang Alles spricht von einer „Irrsinns-Entscheidung”. Allerdings wären an diesem Punkt fast die gesamten Verhandlungen gescheitert, weshalb Belz und sein Vize Ralf Eschmann die gefundene Lösung nicht kleinreden wollen. Beide nehmen den Vorstand aber schon jetzt in die Pflicht: Die rechtliche Umsetzung des Kompromisses müsse in Punkt und Komma den vor einer Woche gefundenen Eckdaten entsprechen. „Ansonsten gehen wir wieder auf die Straße”, droht Belz in Richtung Management.

Gérard Brunel wird ausgepfiffen, als er einmal mehr beteuert, dass Alstom „es ernst meint mit dem Standort”. Der Manager rechtfertigt die Schließung mit der Tatsache, dass Mannheim zum einen Generatoren baut, die der Markt nicht mehr haben will und zum anderen mit dem Lohnkostenniveau, das international nicht konkurrenzfähig sei.